Gedanken aus Venedig.
Manchmal schreibe ich an einem Kapitel und spüre, dass sich etwas verändert.
Dass die Geschichte tiefer atmet, als ich es geplant habe.
So war es bei Kapitel 9 – Rückkehr.
Dieses Kapitel fühlt sich an, als würde Venedig selbst sprechen.
Die Stadt ist nicht mehr bloß Kulisse – sie beobachtet, sie hört zu, sie erinnert.
Und Lina steht genau dort, wo alles wieder beginnt: vor einer roten Tür, die mehr bedeutet als Holz und Farbe.
Sie ist ein Übergang, ein Zeichen, ein stiller Test.
Wer sie öffnet, muss bereit sein, etwas zurückzulassen – vielleicht die Sicherheit, vielleicht sich selbst.
Ich erinnere mich noch an die ersten Zeilen, die ich dafür geschrieben habe.
Es war Nacht, Venedig lag still, und ich sah diese schmale Tür vor mir.
Feuchtigkeit an den Wänden, das Wasser flüsternd im Kanal, und dieses Gefühl, dass die Stadt nur darauf wartet, dass jemand den nächsten Schritt macht.
Lina macht ihn.
Und mit ihr auch wir.
Drinnen, im Palazzo Ca’ Dario, ist es kein klassischer Grusel, kein Schock.
Es ist leiser.
Ein Lichtkegel, ein Atem, ein Schatten auf Stein.
Sie findet den Kamin, den wir schon kannten – doch diesmal sieht sie, was andere übersehen haben: das Zeichen.
Zwei Kreise, ineinander.
Der Doppelkreis.
Ein Symbol, das sich seit Jahrhunderten durch die Mauern dieser Geschichte zieht – und plötzlich ist es wieder da, sichtbar im Licht ihrer Taschenlampe.
Ich wollte, dass man diesen Moment hört.
Wie die Lampe summt.
Wie das Haus lauscht.
Wie die Luft kurz stillsteht.
Und dann – der Kontrast.
Der Palazzo, der Vergangenheit atmet.
Und das Hotel, das Gegenwart spielt.
Dort liegt der Zettel.
Halb im Licht, halb im Schatten.
Darauf nur ein Buchstabe: M.
Wer hat ihn geschrieben?
Moretti?
Marietta?
Oder jemand, den wir noch gar nicht kennen?
Ich habe diese Szene lange mit mir herumgetragen.
Ich wollte, dass sie sich anfühlt, als würde jemand direkt hinter dir stehen, wenn du sie hörst – nicht laut, nicht bedrohlich, nur da.
Dass man am Ende des Kapitels kurz innehält und sich fragt, ob man selbst diesen Zettel aufheben würde.
Kapitel 9 – Rückkehr ist für mich eines der stillsten und zugleich intensivsten Kapitel der gesamten Reihe.
Es markiert den Punkt, an dem Lina nicht mehr nur sucht – sie wird Teil der Geschichte.
Teil von Venedig.
Und vielleicht auch Teil von etwas, das älter ist, als sie ahnt.
Ich hoffe, du spürst beim Hören genau das.
Dieses leise Ziehen zwischen Wasser und Stein, Licht und Schatten, Neugier und Angst.
Es ist der Moment, in dem die Geschichte ihre eigene Stimme findet.
Danke, dass du sie begleitest.
– Christoph
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